Frage (F):
Herr Regierungsrat, zuerst ein gutes neues Jahr und Gratulation zur Wiederwahl.
Antwort (A):
Danke, habe natürlich nichts anderes erwartet.
F: Sie waren
so siegessicher?
A: Natürlich,
meine Leistungen haben mich doch als Outperformer in den Wahlkampf geschickt.
F: Was
betrachten Sie denn als Ihre herausragende Leistung der letzten Legislatur?
A:
Legislatur?
F (etwas erstaunt): Amtszeit.
A: Ach so,
immer diese Fremdwörter...Ich habe die stinkenden Blechkarossen aus der
Innenstadt verbannt und damit die Menschen aus der Stadt vertrieben.
F: Die jetzt
im grenznahen Ausland einkaufen.
A: Ausland,
Inland, alles ist doch eins.
F: Die
Gewerbetriebenden sehen das anders.
A: Ich bin
ein Mann des Volkes, nicht der Gewerbetreibenden, diese Geldmacherei macht uns
doch auch nicht glücklich.
F: In der Tat
scheinen Sie ein gütiger Mann zu sein.
A: Und wie!
F: Vor allem
mit Geld, das Ihnen nicht gehört.
A: Was meinen
Sie?
F: Nun, die
sogenannte BVB-Million, die Sie mal grosszügigerweise dem Elsass für nichts und
wieder nichts gespendet haben.
A:
Nachbarschaftliche Solidarität.
F: Nein, Herr
Wessels, am Parlament und Volk vorbeigeschmuggeltes Geld.
A: Na, na. (Nimmt erst jetzt seine Veloklammern ab).
Schauen Sie, Frankreich wird immer ärmer und da ist es doch nur anständig, wenn
man sich als Nachbar solidarisch zeigt.
F: Frankreich
wird von jemandem mit gleicher Gesinnung wie Sie regiert.
A: Gesinnung?
F (Wieder erstaunt): Mit dem gleichen
Denken, den gleichen Ideen.
A: Ach so.
Wissen Sie, ich denke nie, ich handle mehr nach Eingebung.
F: Dann war
also auch dieser Nordring, diese Velorennstrecke für schlappe 25 Millionen,
eine Ihrer Eingebungen.
A (seine Augen leuchten...): Jaaaaa!
F: Was
bezwecken Sie genau mit diesem Projekt?
A: Die
Erfüllung eines Jugendtraumes, einer Vision (die Augen leuchten noch mehr).
F: Und wie
sieht die genau aus?
A: Viele
Velos unterwegs, sie haben überall Vortritt, so viel Vortritte, das die Autos
nur noch stehen, ein grosses Hupkonzert dringt als traffikale Symphonie an
meine Ohren. Die Autofahrer werfen immer wieder entnervt die Schlüssel in die
Kanalisation, gluck, gluck - was für ein wunderbarer Sound! Schnelle E-Bikes
mit 100 PS rasen auf dem Ring, Velofahrer und vor allem Velofahrerinnen in
engen Lederkombis, die langen Haare im Fahrtwind...(Nach wie vor Augenleuchten, jetzt läuft noch etwas Speichel zu seinen
Mundwinkeln heraus...)
F: Tragen Sie
auch solche Lederkombis?
A: Jaaaa,
aber nicht beim Radfahren (noch etwas
mehr Speichel...)
F: Der
verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt sagte einst, wer gewisse Visionen hätte,
müsse zum Arzt.
A: Was Arzt?
Wer Rad fährt, braucht keinen Arzt. „Se bike efery dey kips se doktor
awei,“...höhöhöhö....
F:
Insbesondere nach Ihrem Elsass-Debakel wurden Sie von zahlreichen Seiten, auch
durch viele Leserbriefe in der BaZ, zum Rücktritt aufgefordert.
A: Das geht
gar nicht, ich habe keinen Rücktritt, sondern ganz normale Bremsen am Lenker
meines Velos.
F: Herr
Regierungsrat, vielen Dank für das Gespräch und vielleicht mal auf einen
Boxenstopp an der von Ihnen konzipierten Rad-Rennstrecke.
A:
Jaaaaaa....(läuft singend weg: Ja, mir
san mit’m Radl da, ja, mir san mit’m Radl da, ja, mir san...)