Frage (F):
Herr Morin, wie sieht die Bilanz Ihrer Legislatur aus?
Antwort (A; immer bekannterweise grenzwertig lispelnd):
Grossartig, ein voller Erfolg.
F: Nun an
Selbstvertrauen hat es Ihnen nie gemangelt. In Ihrer Abschiedsrede haben Sie sich mit Dalai Lama,
Barak Obama und den Bürgermeistern von Rotterdam und Palermo verglichen, die so
aufopferungsvoll gegen das Verbrechen gekämpft haben. Haben Sie auch einen
Kampf geführt?
A: Und wie,
einen gnadenlosen.
F: Mir
scheint, vor allem gegen Ihre Unzulänglichkeiten...?
A: Ich bitte
Sie, alle meine Entscheidungen waren Meilensteine in der Lokalpolitik.
F:
Unvergessen auch Ihr Auftritt in der Arena nach drei Wochen Amtszeit gegen das
Politschwergewicht Christoph Blocher.
A: Eben,
genauso ein Meilenstein.
F: Mit
Verlaub, er hat Sie wie eine Fliege an der Scheibe zerquetscht.
A: Wie bitte?
Haben Sie eine andere Sendung gesehen?
F: Darf ich
zitieren? Blocher fragte Sie, wie lange Sie im Amt wären. Nach Ihrer Antwort
„drei Wochen“ meinte er: „Sie händ doch no kei Ahnig!“ Sie wären doch am
Liebsten in einem Studioloch versunken.
A: Blocher
ist politisches Ungeziefer, damit gebe ich mich schon lange nicht mehr ab, das
muss man vernichten.
F: Aha, nehme
an, als Grüner erledigen Sie dies ganz und ausschliesslich biologisch.
A: Natürlich,
gerade in der chemieverseuchten Stadt Basel.
F: Zurück zu
Ihren politischen Meilensteinen: Sie sind extrem wichtigen Organisationen wie
der Vereinigung C40-Cities und dem urban food policy pact beigetreten.
A: (lehnt sich stolz zurück): Genau.
F: Hmmm,
„Organisationen“, die kein Mensch kennt und null Bedeutung für Basel haben.
A: Ich war
schon immer ein Entdecker!
F: Da haben
Sie allerdings recht. Bis nach Shangai reichten Ihre Entdeckungsreisli...
A: Seeeehr
richtig.
F: Nun, in
erster Linie haben Sie auf diesem Reisli Ihre ehemalige durchaus sehr attraktive
Mediensprecherin entdeckt...
A: Das
verbiete ich mir! Das ist privat.
F: Falsch.
Das Reisli war öffentlich finanziert. Privat ist, dass danach der Segen im
Hause Morin ziemlich schief hing.
A: (ringt nach Worten): Ich, ich....
F: Nächste Frage:
Sie hatten auch keinen Stil.
A: Also...
F: In den
Regierungsgeschäften waren Sie ein Choleriker. Austicken war Ihr zweiter Name.
Kritik ein Fremdwort und Sie regierten immer nach dem Prinzip „Schmidt sucht
Schmidtchen“.
A: Das ist
nicht wahr. Ich bin ein sehr einfühlsamer und sanfter Mensch.
F: Darum
haben Sie den Stadtentwickler und Macher Thomas Kessler, der schlicht eine
Nummer zu gross war für Sie, als letzten Akt ganz „sanft“ gefeuert. Was meinen
Sie dazu?
A: (noch immer nach Fassung ringend, das Lispeln
verstärkt sich): Er war, er ist, ein, ein Stinkstiefel.
F: Auch Ihre
Kleiderstiel war eines Magistraten unwürdig.
A: Ich weiss
nicht, wovon Sie sprechen.
F: Von Ihrem
Schlabberanzug, mit dem Sie in Madrid vor die spanische Königin getreten sind
und Basel hervorragend repräsentiert haben.
A: Das war,
das war...
F: Nächste
Frage: Was halten Sie von Ihrer Rhetorik?
A: Nahe bei
Cicero.
F: Nicht so
bescheiden: Wirksamer, verglichen allerdings mit Schlaftabletten.
A:
Wahrscheinlich haben Sie meinen Ausführungen mangels Intellekt nicht folgen
können.
F: Haben Sie
eigentlich einen chronischen Blasenverschluss, Herr Morin?
A:
Blasenverschluss? Warum?
F: Weil immer
so viel Saich aus Ihrem Mund kam und kommt.
A: (Kopf
hochrot): Also, also...
F: Beispiel
gefällig? Bei der Einweihung der Tramlinie Nr. 8 von Basel nach Weil in
Deutschland, ich schmeiss mich hin, haben Sie doch tatsächlich in einem Interview
mit dem Basler Lokalradio gesagt: „Das
isch wunderbar, jetzt könne d’Basler und Baslerinne nach Weil e feine Döner go
ässe und die Dütsche könne bequäm in Basel go ykaufe.“ Wie die Aktualität
beweist: Eine perfekte politische Einschätzung des Regierungspräsidenten.
A: (lehnt sich wieder entspannter zurück):
Einschätzungen – einer meiner Stärken!
F: Herr
Morin, zum Schluss eine humoristische Frage, Sie erlauben?
A (wieder ganz cool): Aber sicher!
F: Was ist
grün, schleimig und gruselig?
A: (denkt nach): Algen?
F: Nein. Guy
Morin. Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute.