Donnerstag, 7. Juli 2016

Heute zu Gast bei Janet de Klerk: Bundespräsident Johann Schneider Ammann






Frage (F): Herr Bundespräsident, was ist Ihre Meinung zum Brexit?
Antwort (A): Ein Nein der Briten zu einem unbedingten Ja zur EU, was in einem Nein zu einem ausserbritischen Europa gipfelt.

F: Was wird der Brexit für Folgen für die Schweiz haben?
A: Die Schweiz wird folgen.

F: Aber die Schweiz ist doch gar nicht in der EU?
A: Vordergründig, weil das vermeintliche Nein in ihren inneren Strukturen doch ein Ja ist.

F: Sie sprechen die Bilateralen an?
A: Unilateral, bilateral, trilateral – ein äusseres Nein verhindert die Umsetzung eines inneren Ja mit allen Konsequenzen.

F: Sie meinen die Ratifizierung des Rahmenvertrages?
A: Das ist nun eine ganz schwierige Frage.

F: Anders gefragt: Was ist Ihre Meinung zum Rahmenvertrag?
A: Rahmen werden heute überschätzt, viele Bilder werden sogar ungerahmt aufgehängt.

F: Ihr Bundesrats- und Parteikollege Didier Burkhalter sieht dies aber ganz anders.
A: Nun, sein Ja zum Rahmenvertrag erklärt sich in seinem Nein zur Verbesserung seiner Sehkraft.

F: Wie gehen Sie mit solchen innerparteilichen Spannungen um?
A: Nun, die Frage kann nicht einfach so beantwortet werden.

F: Trotzdem, Sie sitzen zusammen im Bundesrat und in der FDP?
A: Ich habe mich ihm mit einem klaren Ja in seinem Nein angenähert.

F: Und wie?
A: In einem Ja zu einem guten Optiker.

F: Ihre Meinung zur Flüchtlings- und Migrationskrise?
A: Migranten, Flüchtlinge, Flüchtilanten – es sind Menschen die trotz einem Ja zu ihrer Heimat auch ja zu uns sagen und versuchen, uns aus unserem Nein zu ihnen zu einem ja für sie zu überzeugen.

F: Sollte man eine Obergrenze definieren?
A: Ein klares Ja. Ich werde meine Aktien der CS verkaufen, wenn sie wieder 13 Franken überschritten haben.

F: A propos Bilder: Was ist Ihr persönliches Bild der Schweiz?
A: Ein Ja zur Schweiz, weil sie viel Ursprüngliches hat, aber auch ein Ja zur Schweiz, weil sie viel Ursprüngliches abgelegt hat in ihrer Entwicklung weg von einem rückständigen Nein.

F: Der Kabarettist Marco Caimi hat in seinem Bühnenstück gesagt, in einem Film würden Sie wahrscheinlich einen Baum spielen, der da steht und nichts tut.
A: Ich sage ja zum Baum, weil das auch ein Ja zum Wald ist und darum ist der Wald nicht gestorben. Damals.

F: Ihre Parteikollegin und Nationalratspräsidentin, Christa Markwalder, möchte noch immer der EU beitreten.
A: Beitreten, eintreten, austreten, zurücktreten – es wird zu viel getreten. Wir sollten inne halten und unsere wahren ja’s und nein’s hören.

F: Ich bewundere Ihre Fähigkeit, Fragen auf den Punkt präzise zu benantworten.
A (lächelt): Ich sage ja zu meiner rhetorischen Stärke.

F: Warum sind Sie eigentlich nicht bei Ihren Bundesratskollegen und – kolleginnen? Die sind doch gerade auf dem jährlichen Bundesrats-Reisli.
A: Ich bin davongerannt.

F: Davongerannt?
A: Mein Ja zur Individualität trotz des Ja’s zum Kollektiv Bundesrat.

Herr Bundespräsident, vielen Dank für dieses sehr informative Gespräch und gute Rückkehr zum Jahres-Reisli!